Ferien und Hochkar. Aufgrund der relativen Nähe zu Wien für mich ein NoGo. Aufgrund des frischen Schneefalls und tollen Wetteraussichten – wie immer nach Weihnachten – machte ich eine Ausnahme. Und so ging es mit meiner Frau S. am 29.12. Richtung Göstling.Und schon die Anfahrt machte Appetit. Die Landschaft wurde immer winterlicher, der Himmel immer blauer. Die Strassen überraschend leer.
Hochkar nur mit Schneeketten
Die Herrlichkeit war knapp vor dem Tal-Parkplatz der letzten Berg-Etappe aber zu Ende. Knappe 1 km Stau mitten auf der Bundesstrasse. Autolenker die mitten auf der Strasse Ketten montierten. Da einige Autos auf der steilen und kurvigen Anfahrtsstrasse zum Schiegebiet hängenblieben, wurde diese eine Zeitlang gesperrt, um diese Unglücklichen abzuschleppen. Und dann kam es für mich zu einer kleinen Premiere. Ich durfte seit langem wieder einmal Schneeketten, das erste Mal auf unserem neuen Auto montieren. Und obwohl das schon lange (leider) nicht mehr nötig war. Einige Dinge verlernt man nie. Daher gings dann recht zügig Richtung Hochkar-Pass. Bei der Auffahrt schon das erste Retro-Flashback. Vor mir ein Auto mit holländischem Kennzeichen das in Zeitlupen-Tempo bergauf eierte.
Naturschnee – ole
Vielleicht war es aber nur die Ungeduld endlich auf das Board steigen zu wollen. Wenig später war es endlich soweit. Und schon die ersten Schwünge machten Freude. Praktisch 100% der Pisten-Auflage waren Neuschnee, ein mittlerweile leider sehr seltenes Vergnügen. Griffig, angenehm und schnell zu fahren und weit weg vom Beton-Feeling von Kunst-Schnee. Was auch zu Naturschnee gehört war nach ein paar Stunden auch offensichtlich. Statt einer glattgebügelten Kunstschnee-Autobahn kamen schon recht bald herausgefahrene Wellen und Hügel zu Vorschein. Auch das ein Sprung in die Vergangenheit. War doch früher das geschickte Befahren von welligen und unruhigen Pisten eines der essentiellen Skills fürs Pisten-Boardenn. Schön zu sehen dass das nicht wenige BesucherInnen fahrtechnisch forderte. Lauter Dinge die ihn mir ein angenehmes Retro-Gefühl auslösten.
Winter-Sozialisation im Lungau
Warum mir da wiederholt ein wohliger Retro-Schauer über den Rücken lief? Das ist ein Resultat meiner Winter-Sozialisation. Obwohl ich ein Wiener-Kind bin, verbrachte ich fast 20 Jahre lang Weihnachten und Silvester immer im Schnee. Nicht irgendwo sondern im tiefsten Lungau. Auf einer Selbstversorgerhütte mitten im Schigebiet Katschberg. Damals noch ein ziemliches Schneeloch. Die Kombination mit den typischen Rekordtiefstemperaturen für die das Lungau bekannt ist sorgten dafür dass ich als Hochwinter-Schifahrer bzw. später Snowboarder sozialisiert wurden. Frühjahrs-Schnee, Sonnen-Schilauf und ähnliches waren dann bei mir Alterserscheinungen.
Kalt und dunkel
Und wirklich, die letzten Jahre mutierte ich zum Frühjahrs-Boarder. Gezwungermassen nachdem sich der Schnee in Österreich von Weihnachten und Jänner mehr und mehr verabschiedet um sich dann im Februar und März breitzumachen. Mit dem unleugbaren Vorteil längere Tage mit mehr Licht zu bieten. An einem 29.12. läufts da anders. Die flache Sonne erreicht einen Teil des Gebiets gar nicht (Draxlerloch richtig huschi) bzw. verzupft sie sich schnell. Kombiniert mit -6° ergibt sich damit ein mehr als fühlbarer Unterschied zum Boarden im Frühling. Egal, bei nahezu windstillen Bedingungen macht das nicht allzuviel aus. Im Gegenteil, wenn mehr Leute in Hütten sich aufwärmen bleibt mir mehr Platz für Schwünge. Und wenn lichtbedingt dann auch schon gegen 16.00 Schluss war, so fuhren S. und ich müde aber mit einem fetten Grinser wieder gen Wien zurück.
Mein Fazit: Retro-Boarding kann es nachwievor und der Tag am Hochkar war hoffentlich nur ein Einstieg in eine feine Winter-Saison.
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