Mein Untrend 2011: Back to Tracht

Kurz vor Jahreswechsel ist es ja überall Zeit für Jahresrückblicke. Auch hier – ein Rückblick auf meinen persönlichen gesellschaftlichen Untrend des Jahres 2011 – Back to Tracht.

2011 wurde ich sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt von Trachten, „Zurück aufs Land“, „Oktoberfest-egal-wo“ und ähnlich schrecklichen Dingen umringt.

Nicht nur mir ist das aufgefallen, dem Trend war das einen interessanten Artikel über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Trachtenbooms dahinter wert.

Da häufen sich die Facebook-Profilfotos mit Tracht in meiner Timeline, da ist der Praterstern bevölkert von diversen trachtigen Horror-Pärchen in verschiedensten Graden Illuminiertheit. Unsägliche Lokale die auf „-alm“ enden und alle Festlichkeiten die ein „zelt“, „wiesen“ oder ähnliches im Namen haben werden begeisterst besucht. Das ganze in einer Stadt wie Wien wo es soviel andere interessante Locations und

Nicht falsch verstehen – ich schätze ein Bewusstsein für Traditionen  aber warum  laufen „echte“ Wiener die sonst ungern die Donau (egal in welche Richtung) queren in Steirer-Anzug und Co herum die schon sehr lang keine Wurzeln in einem der trachtigen Gebiete Österreichs haben?

Warum das Landleben so unreflektiert glorifizieren? Das war nie schön und romantisch sondern recht brutal und intellektuell und gesellschaftlich sehr beengt. Nicht umsonst entstand der Spruch „Stadtluft mach frei“. Leibeigenschaft, besitzlose Mägde und Knechte die nur heiraten durften wenn der Bauer das erlaubte etc. das waren so einige Dinge des ach so schönen Leben am Land der nicht ganz in das kitschige Bild passt.

Auch das heutige Leben am Land entspricht selten dem Klischee – wenige Vollerwerbsbauern, mühsames Pendeln, sich ausdünnende Infrastruktur, neue Landflucht (siehe dazu auch diesen ORF-Artikel) etc. geben ein ganz anderes Bild.

Also bitte liebe Leute – lasst das, wenn ihr nicht vom Bauernhof kommt dann lassts die Trachtenjanker zu Hause liegen und das ganze Pseudo-Retro-Land-Zeug in den Köpfen ebenfalls. Geht raus und helft mit Wien wieder ein bisschen offener und interessanter zu gestalten

Written by Manuel

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